Veganer Quark-Mohn-Stollen
Wenn ihr Stollen nicht mögt, aber euch irgendwie zu diesem Rezept verirrt habt, dann: HALT! STOPP! HIER GEBLIEBEN! Ich weiß, was ihr jetzt denkt, denn ich bin eine von euch. Eine, die Stollen eigentlich gar nicht gerne isst.
Und trotzdem (oder gerade deswegen) habe ich mich der Aufgabe angenommen, ein Stollenrezept zu entwickeln, das selbst ich mag. Im Prinzip also einen „Kuchen“ zu backen, der ein paar Stollen-Checkboxen abhakt, aber eben nicht die Eigenschaften hat, die ich an Stollen nicht mag. Vermeintlich wissenschaftlich habe ich dazu eine „Studie“ bei Instagram gestartet und die Stollen-Hater*innern unter euch gefragt, was euch so am Weihnachtsklassiker stört. Die häufigsten Antworten: die Trockenfrüchte wie Sultaninen, Orangeat und Zitronat und dass Stollen oft zu trocken ist. Ich verstehe beides – obwohl ich sogar Stollenkonfekt mag (keine Ahnung, wie das jetzt zusammenpasst).
Die weite Welt der Stollenarten
Euer Wunsch ist mein Befehl. Wir ziehen hier ja irgendwie am gleichen Strang, sitzen im selben Boot … ihr wisst schon. Es wird also KEINE Trockenfrüchte geben und der Stollen sollte saftig sein. Check. Check. Also hab ich mich ein bisschen mit alternativen Stollenideen beschäftigt: Mandelstollen sieht ehrlich gesagt genauso trocken aus, wie ich es eben nicht mag, während Marzipanstollen schon etwas verlockender wirkt, aber mich auch nicht 100 %-ig abholt. Quarkstollen klingt ja wohl ziemlich saftig und Mohnstollen kann nur punkten, weil ich Mohn mag und sich so eine Mohnfüllung durch den ganzen Stollen zieht. Mein Entschluss stand also fest: ein veganer Quark-Mohn-Stollen sollte es werden.
Wo gibt es eigentlich Stollengewürz?
Auf der Basis von Isas klassischem Christstollen habe ich hier und da Zutaten ausgetauscht, Mengen angepasst und bin in die Testküche gewandert. Als komplizierteste Zutat stellte sich zunächst Stollengewürz heraus, das ich partout nirgends im Laden fand. Solltet ihr dieses Rezept im Dezember nachbacken, wird es dieses Problem wahrscheinlich nicht geben. Ansonsten bleibt euch (wie mir beim Testkochen) nur das Onlinebestellen übrig.
Nachdem ich Trockenfrüchte um alles vermeiden wollte, brauchte ich dennoch ein paar weihnachtliche Komponenten und mit ein paar gemahlenen Nüssen, etwas Marzipan und Orange war ich sehr zufrieden. Das Stollengewürz tut dann den Rest.
Die Mohnfüllung
Durch den veganen Quark im Teig und die Mohnfüllung wird der Stollen tatsächlich direkt viel saftiger – diese Checkbox konnte ich also auch entspannter als gedacht abhaken. Für die Mohnfüllung habe ich es mir etwas einfacher gemacht und Mohnback gekauft, das in der Regel vegan ist und das ihr in fast jedem Supermarkt finden solltet. Bei meinem ersten Testversuch habe ich jedoch schnell gemerkt, dass mir die Mohnfüllung an sich zu trocken ist und den Hefeteig plattgedrückt hat. Außerdem waren riesige Löcher im gebackenen Stollen, weil das Mohnback, anders als der Teig, natürlich nicht noch im Ofen aufgeht. Deshalb findet ihr im finalen Rezept noch etwas Backpulver und gemahlene Mandeln, sowie pflanzliche Milch in der Füllung. Sie sollten dafür sorgen, dass die Füllung gleichzeitig etwas massiger, aber auch streichbarer wird.
Stollen backen ohne Stollenform?
Zum Schluss noch eine letzte gute Nachricht, mit der ich die letzten Skeptiker*innen überzeugen kann: Meine Instagram-Umfrage ergab auch, dass die allerwenigsten eine Stollenbackform zu Hause haben. Verständlich. Also machen wir diesen Stollen in einer simplen Kastenform – ihr könntet ihn alternativ sogar komplett ohne Form auf einem Backblech backen.
Muss der Stollen ruhen und lagern?
Auch dazu habe ich mich viel belesen, denn mich persönlich stört ein bisschen, dass ich etwas backe und dann erst Wochen später essen kann. Aber Glück gehabt! Gerade Stollen mit Mohnfüllung und mit Hefe im Teig werden tatsächlich gern direkt nach dem Backen gegessen. Aus diesem Grund hält er sich aber auch nicht monatelang. Und damit habt ihr wirklich kein Argument mehr, wieso ihr diesen Stollen nicht wenigstens mal versuchen solltet.
Veganer Quark-Mohn-Stollen
Zutaten
Für den Teig:
- 50 ml pflanzliche Milch (lauwarm)
- 50 g Zucker
- 0.5 Würfel (21 g) frische Hefe
- 350 g Weizenmehl (Type 405)
- 50 g gemahlene Mandeln
- 1.5 EL Christstollengewürz
- 0.5 Orange (Abrieb)
- 75 g pflanzliche Butter (Zimmertemperatur)
- 125 g veganer Quark
- 75 g Marzipan Rohmasse
- 50 ml Orangensaft
Für die Füllung:
- 500 g backfertiges Mohnback
- 50 g gemahlene Mandeln
- 1 TL Backpulver
- pflanzliche Milch
Für Nach-dem-Backen:
- 50 g vegane Butter (geschmolzen)
- 50 g Puderzucker
Zubereitung
In einer großen Schüssel (oder direkt in der Schüssel eurer Küchenmaschine) lauwarme pflanzliche Milch und einen Esslöffel vom Zucker vermischen und die frische Hefe dazubröseln. Die Mischung nur lose vermengen und circa 10 Minuten stehen lassen.
In der Zwischenzeit Mehl, gemahlene Mandeln, den restlichen Zucker, Christstollengewürz und Orangenabrieb in einer Schüssel vermengen und beiseitestellen.
Weiche vegane Butter, veganen Quark, Marzipan-Rohmasse in kleinen Stücken und Orangensaft zur Hefemischung geben und alles kurz verrühren, bis sich das Marzipan gut verteilt hat.
Die Mehlmischung ebenfalls in die Schüssel geben und alles zu einem glatten Teig verkneten. Dabei so viel Mehl wie nötig dazugeben, bis der Teig nicht mehr klebt. Den Teig anschließend abgedeckt circa 60 Minuten an einem warmen Platz ruhen lassen.
Für die Füllung Mohnback in eine Schüssel geben und mit gemahlenen Nüssen, Backpulver vermengen. Danach so viel pflanzliche Milch dazugeben, bis die Füllung gut verstreichbar (aber nicht flüssig) ist.
Den Hefeteig zu einem großen Rechteck ausrollen – bei der Größe könnt ihr euch an der Länge eurer Backform orientieren. Die Mohnfüllung darauf verteilen und danach den Teig von den beiden Längsseiten zur Mitte zusammenrollen. Alternativ könnt ihr ihn aber auch nur von einer Längsseite aus zu einer dicken Rolle formen.
Den gerollten Teig entweder vorsichtig in eine eingefettete und bemehlte Kastenform legen oder ganz simpel ohne Form auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und abgedeckt nochmals circa 30 Minuten an einem warmen Platz gehen lassen.
In der Zwischenzeit den Ofen auf 175 °C (Ober- und Unterhitze) vorheizen. Die Kastenform auf dem Backblech platzieren oder den Stollen direkt auf dem Backblech circa 45 Minuten backen.
Danach den Stollen aus dem Ofen nehmen und vegane Butter schmelzen. Den noch warmen Stollen mit der veganen geschmolzenen Butter bestreichen und kurz danach mit einer dicken Schicht Puderzucker bestreuen.
Den Stollen komplett abkühlen lassen, aber danach entweder direkt essen oder in einem luftdichten Behälter 1–2 Wochen lagern.