Vegane Eistörtchen (Mini Baked Alaska)
Eigentlich war mein Jahresvorsatz 2022 klar: Ich würde kein süßes Rezept für den Blog entwickeln. Nur weil ich der herzhafte Part von Zucker&Jagdwurst bin, heißt es natürlich nicht, dass ich nicht auch gern süße Dinge in der Küche zubereite. Aber für den Blog habe ich mir entweder die komplizierten Rezepte herausgesucht oder es mir unnötig schwer gemacht. Stichwort: veganes Lebkuchenhaus und veganer Baumkuchen. Deswegen wollte ich mir dieses Jahr eine kleine Pause gönnen und mich stattdessen an den Küchlein und Desserts erfreuen, die von der Testküche auf meinen Teller wandern.
Naja, und jetzt sitze ich hier und mache eine vegane Variante von Baked Alaska, einer mächtigen Eistorte mit Kuchenboden und flambiertem Baisermantel. Ich weiß wirklich nicht, wie ich hier gelandet bin, aber da müssen wir wohl jetzt alle durch.
Baked Alaska ist ein richtiger Dessertklassiker und sieht beeindruckend aus. Eigentlich ist die Zubereitung aber gar nicht mal so kompliziert, wie man auf den ersten Blick denkt. Ich bin jedoch während des Testkochens vom klassischen Weg abgekommen und habe meine eigenen Rezeptanpassungen (und mir das Leben etwas leichter) gemacht. Streng genommen haben wir es daher wohl nicht mehr mit einem „Baked Alaska“, sondern mit einer köstlichen Eistorte zu tun – oder sagen wir: mit köstlichen Eistörtchen. Obwohl so eine große Eistorte natürlich imposant ist, mochte ich die Idee von mehreren kleineren Törtchen einfach mehr. Wenn ihr lieber die große Variante machen möchtet, müsst ihr lediglich die Größe der Backform und der Schüssel anpassen – die Menge der Zutaten kann jedoch gleich bleiben.
Gehen wir die einzelnen Komponenten doch einmal durch:
Der Boden: Die Basis eines klassischen Baked Alaska ist eigentlich ein Biskuitboden, aber mir fehlte bei den ersten Testversuchen immer ein Kontrast zur weichen Meringue-Schicht und dem Eis. Ich musste immer wieder an eine klassische Eiswaffel denken und habe mich deshalb für einen knusprigen Mürbeteig als Basis entschieden. Ihr könnt an sich aber jeden Teig verwenden, den ihr mögt und unsere Kuchenrezepte dahingehend durchsuchen: vom klassischen Biskuitboden bis zu Schokoladenbrownies ist alles möglich.
Das Eis: Ihr könnt prinzipiell eure Eistorte mit so vielen Eissorten wie ihr möchtet füllen. Aber wenn ihr es euch einfacher machen wollt, nehmt lieber nur eine Sorte Eiscreme, denn so spart ihr euch eine Menge Arbeit. Für das Formen der Eiskuppel legt ihr am besten eine Schüssel mit Frischhaltefolie aus und schichtet darin euer veganes Eis. Damit ihr es gut in die Form bringen könnt, muss es etwas antauen. Danach muss das Eis aber wieder in den Gefrierschrank und vollständig einfrieren – das ist sehr wichtig! Wenn ihr mehrere Sorten Eiscreme verwendet, müsst ihr Schritt für Schritt vorgehen – also jede einzelne Sorte kurz antauen lassen, in die Schüssel geben, verstreichen und wieder einfrieren lassen. Dann das nächste Eis etwas auftauen lassen und so weiter. Ich würde euch auch empfehlen, ganz unten in die Schüssel zunächst „schwere“, cremige Eissorten zu geben und erst zum Schluss leichtere Sorten wie Fruchtsorbets zu verwenden.
Die italienische Meringue: Die Meringue-Schicht ist der Grund, wieso man einen klassischen Baked Alaska sogar in den Ofen stellen kann, um die äußere Schicht zu bräunen, ohne dass das Eis schmilzt. Sie ist wie eine dicke, flauschige Schutzschicht um den gefrorenen Kern. Und wenn es um vegane Meringue geht, ist Aquafaba natürlich nicht weit. Am besten funktioniert Baked Alaska mit einer italienischen Meringue. Dabei handelt es sich um Eischnee (oder eben aufgeschlagenes Aquafaba), in den ein heißer Zuckersirup gegossen wird. Der Eischnee wird dadurch deutlich stabiler und fester – und das ist auch super für unser sensibles Aquafaba. Das könnt ihr übrigens grundsätzlich für Projekte wie eine Meringue optimieren, wenn ihr es auf die Hälfte einköcheln lasst – so lässt sich das Aquafaba noch besser aufschlagen und bekommt einen noch besseren Halt. Einen weiteren Tipp habe ich dann bei „Project Vegan Baking” gefunden – er benutzt nämlich auch Agar-Agar, was ich direkt getestet und für sehr hilfreich empfunden habe. Wer so gar keine Lust auf diese Arbeit hat, kann übrigens auch vegane Schlagsahne nehmen, die aber nicht so lange auf der Eistorte hält und auch nicht flambiert werden kann, denn sie würde euch sofort wegschmelzen.
Letzte Tipps: Glaubt mir – ich bin mit diesem Rezept bereits durch alle Tiefen und Höhen gegangen und kann euch sagen: Selbst wenn euch die Eistorte misslingt, könnt ihr sie noch retten und als Eisbecher umfunktionieren. Frustrierend ist das natürlich dennoch, weshalb ich gern meinen ultimativen Ratschlag mit euch teilen möchte. Für dieses Rezept braucht ihr: Geduld. Das hier ist kein schnelles Dessert, das ihr mal so nebenbei zubereitet. Damit die Eisschichten ordentlich werden und euch die vegane Meringue nicht direkt von der Eiskuppel rutscht, muss das Eis wirklich wieder tiefgefroren sein – und das dauert eben. Nehmt euch also lieber die Zeit und teilt euch das Rezept auf zwei Tage auf. An Tag eins könnt ihr zum Beispiel den Boden und die Eiskuppel vorbereiten und euch an Tag zwei der veganen Meringue widmen, alles zusammensetzen und flambieren.
Vegane Eistörtchen (Mini Baked Alaska)
Zutaten
Für den Teig:
- 250 g Weizenmehl Typ 550 oder Dinkelmehl Typ 603
- 80 g Zucker
- 1 Prise Salz
- 160 g vegane Butter (kalt)
- 3 EL kaltes Wasser (optional)
Für die Eis-Schicht:
- 1-2 Becher veganes Eis (eine oder mehrere Sorten nach Wunsch)
Für die vegane Meringue-Schicht:
- 2 Dosen Kichererbsen (für ca. 200-250 ml Aquafaba)
- 0.5 TL Weinsteinbackpulver
- 165 g Zucker
- 70 ml Wasser
- 1.5 TL Agar Agar
- vegane Zuckerstreusel (optional)
Zubereitung
Für den Teig Mehl, Zucker und Salz in einer großen Schüssel vermischen. Die kalte vegane Butter in Flocken dazugeben und mit kalten Händen unterkneten. Kaltes Wasser löffelweise dazugeben und untermengen. Wenn der Teig zu bröselig ist, vorsichtig mehr Wasser dazugeben. Der Teig sollte allerdings nicht kleben, sondern eine schöne, gleichmäßige Kugel ergeben. Den Teig mind. 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.
Den Ofen auf 175°C (Umluft) vorheizen. Kleine Tartelette-Förmchen mit veganer Butter einfetten und mit etwas Mehl ausklopfen. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwa 0.5 cm dick ausrollen. Danach Kreise ausstechen, die im Durchschnitt ca. 1 cm größer sein sollten als die Backförmchen.
Den ausgestochenen Teig vorsichtig in die Förmchen legen und am Rand etwas festdrücken. Der Teig sollte bis zur Kante der Förmchen gehen, alles Überschüssige kann abschnitten werden. Mit einer Gabel mehrmals in den Teigboden piksen, sodass er beim Backen keine Blasen schlägt.
Die Tartelettes bei 175°C (Umluft) ca. 10 Minuten auf mittlerer Schiene backen, bis sie an den Rändern leicht gebräunt sind. Danach aus dem Ofen nehmen, vollständig abkühlen lassen und aus den Formen lösen.
In der Zwischenzeit für die Eiskuppel mehrere kleine Schüsseln mit Frischhaltefolie auslegen. Die Schüsseln sollten im Durchschnitt kleiner als eure Backförmchen für den Boden sein.
Veganes Eis etwas antauen lassen und anschließend in den ausgelegten Schüsseln verteilen und glatt streichen. Mit der restlichen Folie bedecken und zurück ins Gefrierfach stellen, bis das Eis wieder komplett gefroren ist.
Für die vegane Meringue Kichererbsen abgießen und das Aquafaba in einer Schüssel auffangen. 200-250 ml davon abmessen und in einen kleinen Topf geben. Bei kleiner Hitze ca. 10 Minuten unter Rühren köcheln lassen, bis es auf die Hälfte (100 ml) reduziert ist. Danach vollständig abkühlen lassen.
Sobald Eis, Mürbeteig und Aquafaba gefroren bzw. abgekühlt sind, jeweils eine der Eiskuppeln auf einen Boden legen und wieder zurück in den Gefrierschrank stellen, bis die vegane Meringue fertig ist.
Das reduzierte Aquafaba und Weinsteinbackpulver ca. 10 Minuten mit der Küchenmaschine aufschlagen.
In der Zwischenzeit Zucker, Wasser und Agar Agar in einem kleinen Topf aufkochen lassen und auf 120°C erhitzen – das solltet ihr am besten mit einem Küchenthermometer überprüfen.
Sobald der Zuckersirup heiß genug ist, vorsichtig am Rand der Schüssel zum Aquafaba geben und dabei immer weiter aufschlagen. Noch ca. 5 Minuten weiter verarbeiten, bis ihr eine standfeste Meringue habt und sich die Schüssel auch wieder deutlich kühler anfasst. Optional könnt ihr ganz am Ende auch vegane Zuckerstreusel unter die Aquafaba-Meringue rühren.
Die vegane Meringue mit einem Löffel oder Gummispatel rund um die gefrorenen Eiskuppeln der Törtchen verstreichen und flambieren. Die Eistörtchen könnt ihr sofort servieren oder notfalls wieder einfrieren. Sie halten sich 1-2 Wochen im Gefrierschrank.